Faktencheck Lebenslauf: Optimaler Aufbau, optimaler Inhalt

Haben Sie sich schon länger nicht mehr beworben oder bewerben sich gerade zum ersten Mal? Dann werden Sie sich wahrscheinlich fragen, wie Sie Ihren Lebenslauf optimal gestalten. Im Internet gibt es eine ganze Menge guter Vorlagen, die man durchaus verwenden kann. Aber die richtige Struktur allein macht noch keinen optimalen Lebenslauf.  Am Ende kommt es auf den Inhalt an. Aber der Reihe nach.

 

Welche Struktur soll der Lebenslauf haben?

Die Struktur ist wichtig, damit der Lebenslauf im Querlesen schon die wichtigsten Informationen liefert. Wichtige Fakten gehören deswegen dorthin, wo Personalentscheider sie erwarten. Ein gutes Muster für europäische Arbeitgeber liefert die Europass-Vorlage, die man sich herunterladen oder auf der Europass-Homepage gleich ausfüllen kann. So sieht dessen Struktur aus:

  • Ganz oben: Persönliche Daten, Kontaktdaten
  • Werdegang: antichronologisch, also mit dem neuesten Eintrag beginnend, aufbauen. Ihr aktueller Job steht ganz oben, der Lebenslauf endet mit dem Berufseinstieg. Wer in Praktika Erfahrungen gesammelt hat, gibt sie auch hier an.
  • Der Ausbildungsverlauf gehört bei Berufseinsteigern und Young Professionals dazu: Studium und/oder Ausbildung, Schulabschluss
  • Weiterbildungen: Kann bei Berufseinsteigern fehlen. Es reichen die Weiterbildungen der letzten fünf Jahre. Alle anderen dürften von der neueren Entwicklung überholt sein.
  • Sonstige Fachkenntnisse: durch Berufstätigkeit erworbene Spezialisierungen, für die angestrebte Position geforderte Sonderkenntnisse (z.B. Sprachen)
  • Sonstige Angaben: Hobbys, Ehrenämter, Veröffentlichungen, Projektliste, Ehrungen im Berufsleben. Was erforderlich ist, hängt von der angestrebten Position ab, aber auch von dem Bild, das der Bewerber von sich erzeugen möchte. Sind diese Angaben umfangreich, dann lohnt sich auch eine separate Anlage. Das ist häufiger der Fall bei Veröffentlichungen oder Projekterfahrungen.

Im Internet werden eine ganze Reihe von professionell gestalteten Vorlagen angeboten. Für jeden Geschmack dürfte etwas dabei sein. Einige bieten eine ungewöhnliche, aber sehr gute grafische Aufbereitung an, die dem Leser bei der schnellen Erfassung des Inhalts hilft. Abraten möchte ich von solchen Angebote, die ein kostenloses Ausfüllen und anschließendes professionelles Gestalten anbieten. Ihr Lebenslauf ist ein sensibles Dokument, da es Ihren Werdegang offenlegt. Europa hat gerade mit der Datenschutz-Grundverordnung dem Missbrauch persönlicher Daten einen Riegel vorgeschoben. Halten Sie sich von Hintertürchen lieber fern, die vermeintliche Gratisangebote machen. Sie zahlen mit Ihren wertvollsten persönlichen Daten.

 

Rein in den Lebenslauf oder besser weglassen?

Je länger die Berufstätigkeit, umso länger wird auch der Lebenslauf. Manchmal ist weniger mehr. Das gilt für Daten wie Hobbys, persönliche Familienstand, Geburtsdatum, politische oder religiöse Bindungen. Ob ein Detail in den Lebenslauf hinein gehört oder nicht, ist vom Einzelfall abhängig. Entscheidend ist die Antwort auf die Frage: Was wird den Personalentscheider überzeugen, dass Sie der passende Bewerber sind?

Verabschieden Sie sich von der Idee, dass Vollständigkeit und Präzision einen überzeugenden Lebenslauf ausmachen. Der Lebenslauf soll auf möglichst geringem Platz Ihre Eignung für die angestrebte Position schlüssig darstellen. Deswegen liegt die Kunst eines aussagekräftigen Lebenslaufes tatsächlich im Weglassen von unwesentlichen Details. Für jede einzelne Station Ihres Werdeganges entscheiden Sie neu, ob deren Details für die angestrebte Position wesentlich sind und zum Überzeugungswert beitragen können. Alle anderen Details können weg. Im Normalfall bedeutet das, die aktuelleren Einträge detailliert zu beschreiben. Je tiefer Sie in Ihre berufliche Vergangenheit eintauchen, umso eher eignet sich eine Vergröberung. Bleibt die Frage, wie sich diese Überzeugung erreichen lässt.

Wie kann ich überzeugen?

Als Minimum gehört die Beschreibung des Aufgabenbereiches in jede Station des Werdeganges. Ansonsten kommt es auf die Ausprägung der Station an: Wer im Projektgeschäft arbeitet, sollte seine Rolle im Projekt nennen. Im Vertrieb geht es um Umsatzziele, im Management um erfolgreich umgesetzte Unternehmensziele. Am besten kommt eine Stichpunktliste an, eine über alle Stationen des Werdeganges einheitliche Struktur ist eine gute Idee. Je länger die Stationen zurückliegen, umso knapper darf die Beschreibung werden. Als Minimum reicht die Nennung der Aufgabe, ergänzt um den Bezug zur angestrebten Position – wenn es ihn tatsächlich gibt.

 

Stolperfallen im Lebenslauf

Stationen des Lebenslaufes lassen sich rollen- oder aufgabenbezogen darstellen. Beides wird öfters verwechselt. Wer die Stationen seiner Vita mit Begriffen wie Prokura, Abteilungsleitung oder der Angabe von Teamgrößen spickt, wirkt Hierarchie-fokussiert. Weil die agile Arbeitswelt sehr flach strukturiert ist, kommt diese Darstellung gegenüber der Betonung von Aufgaben und Ergebnissen schlechter an.

Wer Lücken im Lebenslauf hat, neigt oft zum Verschleiern. Es ist immer besser, mit Lücken offen und ehrlich umzugehen. Fehler sind kein Beinbruch, Fehlentscheidungen bei der Arbeitgeberwahl ebenso wenig wie Zeiträume der Arbeitslosigkeit. Personalentscheider sind ausgesprochen findig, verschleierte Lücken zu enttarnen. Also lassen Sie sie gar nicht erst suchen.

Zeitangaben müssen stimmen. Sie werden als Angabe von Monat und Jahr erwartet. Stellen Sie sicher, dass diese Daten mit denen der Arbeits- und Ausbildungszeugnissen übereinstimmen. Dieser Vergleich ist eine der ersten Tests, die Ihr Lebenslauf bestehen muss.

 

Soft Skills sind wichtig. Wie gehe ich damit um?

In CVs des englischsprachigen Raumes ist es üblich, Persönlichkeitseigenschaften darzulegen. In deutschen Unternehmen kommt das nicht immer gut an. Denn die bei uns üblichen Arbeitszeugnisse tun das für Sie. Sollten Ihr Selbstbild und das Fremdbild der Arbeitszeugnisse auseinander fallen, könnte das unnötigerweise ein schlechtes Licht auf Ihre Bewerbung werfen. Eine reine Faktenliste muss der Lebenslauf dennoch nicht sein. Mit einem taktisch geschickt aufgebauten und aussagekräftigen Lebenslauf-Titelblatt können Sie gewaltig punkten und sich von ihren Mitbewerbern differenzieren.

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