Für und Wider Hobbys im Lebenslauf
Ganz unten im Lebenslauf stehen sie: die Hobbys, Freizeitbeschäftigungen, Ehrenämter. Aber gehören sie überhaupt in den Lebenslauf hinein? Eine allgemeingültige Regel, sie hineinzunehmen oder wegzulassen, gibt es nicht. Aber es lohnt sich für die Karriere, darüber nachzudenken.
Hobbys im Lebenslauf, weil es alle tun?
Auch ohne Angabe von Freizeitaktivitäten ist ein Lebenslauf durchaus vollständig. Ein Muss gibt es ganz sicher nicht, sie anzugeben. Es dürfte auch kein Personalentscheider misstrauisch werden, wenn diese Angaben fehlen, ganz anders als bei einer Lücke im Lebenslauf.
Hobbys sind das Gegenteil von Arbeit
Hobbys sind Tätigkeiten, die außerhalb der Arbeit stattfinden. Damit sollten sie für den Arbeitgeber eigentlich uninteressant sein. In Stellenanzeigen werden zwar Soft Skills als Musskriterien idealer Bewerber abgefordert, die irgendwie belegt werden müssen. In keiner Stellenazeige dagegen wird um die Angabe von Freizeitbeschäftigungen gebeten. Trotzdem hält sich die Mär von den wichtigen Hobbys im Lebenslauf hartnäckig, Bewerber scheinen diese Rubrik sogar zu mögen. Übrigens nicht nur sie – Personalverantwortliche sprechen sie im Vorstellungsgespräch gern an.
Hobbys im Lebenslauf: Gut oder schlecht?
Wer im Verein Mannschaftssport betreibt, der gilt als teamfähig. Großartig, ein Beleg für eine beruflich wichtige Eigenschaft! Also bietet diese Angabe eine elegante Möglichkeit, sich in gutes Licht zu setzen. Es soll aber auch große Egos geben, denen der Pass zum besser positionierten Mitspieler einfach nicht in den Sinn kommt.
Sport zu betreiben, wirkt erst einmal anerkennenswert. Denn schließlich erhält Sport die Gesundheit, sorgt für fitte Mitarbeiter. Dass man sich beim Fahrradfahren, Reiten oder im Wintersport Knochen Brechen und Sehnen reißen kann und anschließend wochenlang ausfällt, ist die Kehrseite der Medaille.
Eine leitende Aufgabe als Ehrenamt auszuüben, könnte ein Indiz für die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung sein. Ein Ehrenamt muss aber nicht zwangsläufig für den Bewerber sprechen, denn viele Ehrenämter kollidieren mit dem Engagement im Job. Wer in der freiwilligen Feuerwehr aktiv ist, muss eventuell zu nächtlichen Einsätzen raus und ist am Folgetag müde und unausgeschlafen. Zu dumm, wenn an diesem Tag gerade die Personaldecke knapp ist, man zu einer Arbeit mit Gefährdungspotenzial eingeteilt ist oder ein entscheidendes Kundenmeeting stattfindet.
Wandern, Lesen als Hobby – ist das nicht ein wenig langweilig? Stundenlang zu daddeln, Rotweinkenner zu sein, Heavy Metal-Musik zu hören, jeden Abend den kranken Vater zu pflegen, sind das nicht eher Schüsse, die nach hinten losgehen können?
Salonfähige Angaben
Die Idee liegt nahe, den Lebenslauf mit solchen Aktivitäten aufzupeppen, die ein gutes Licht auf den Bewerber werfen. Reisen bildet schließlich, Strategiespiele sprechen für einen analytischen Verstand, klassische Musik zu hören ist ein Indiz für menschliche Reife. Golf ist ein ungefährlicher Sport, der auch noch dem Netzwerken dient. Aber Vorsicht – was auch immer im eigenen Lebenslauf steht, sollte so schnittfest sein, dass es den Small Talk mit gewieften Interviewern im Vorstellungsgespräch standhält. Von den eigenen unrichtigen Angaben entlarvt zu werden, ist nicht unbedingt das ideale Ende eines Vorstellungsgesprächs und könnte auch den besten fachlichen Eindruck in den Schatten stellen.
Mut zur Sichtbarkeit
Beim näheren Hinsehen scheinen Hobbys also ein zweischneidiges Schwert zu sein. Sie im Lebenslauf anzugeben, kann zu unfreiwilligen Kollateralschäden führen. Stimmt, das kann passieren. Richtig ist aber auch, dass sie einen Blick auf den Menschen zulassen, der sich da gerade bewirbt. Nirgendwo sonst in den Bewerbungsunterlagen wird der Mensch hinter dem Kompetenzprofil so deutlich sichtbar wie in dieser Rubrik.
Was es auch ist, dass man in der Freizeit tut: es steckt immer eine große Portion Spaß, Leidenschaft und Überzeugung darin. Puzzleteilchen, die das professionelle Bild aus Kompetenzen, Erfolgen und Soft Skills zu einem schlüssigen Ganzen machen. Sogar vergleichsweise informative Puzzleteilchen, verglichen mit zehn Jahre alten Zertifikaten, für die es ausreichte, die Seminarzeit abzusitzen.
Ein Muss für einen gelungenen Lebenslauf sind Hobbys nicht. Es steht jedem frei, sie anzugeben oder wegzulassen. Was dem Recruiter im Vorstellungsgespräch zum schlüssigen Gesamtbild fehlt, wird er in jedem Fall durch Nachfragen herausfinden – notfalls durch Smalltalk beim Verabschieden.
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Bildnachweis: stevepb auf Pixabay