Bewerbungsfrust? 8 hilfreiche Tipps gegen die Verschieberitis

Bewerben ist ein zähes Geschäft. Ein neuer Job ist wie der Hauptgewinn, aber ab dem zweiten Platz sind alle Verlierer. Da glaubt man eine großartige Bewerbung verschickt zu haben, prompt kommt eine nichtssagende Absage. Und am nächsten Tag gleich wieder eine. Wenn der Erfolg ausbleibt, kommen ziemlich bald die Selbstzweifel um die Ecke. Der Bewerbungsfrust ist da. Ohne den Aufwand des Bewerbungen Schreibens ist der Misserfolg totsicher. Wer sich bewirbt, hat eine Chance auf Erfolg. Und die sollten Sie nutzen. 

Mit Vermeidungsstrategien lasst sich der Bewerbungsfrust nicht aushebeln. Besser ist es, zu einer festen Uhrzeit aufzustehen, einen Tagesplan zu machen, in dem die Suche nach geeigneten Jobs und das Schreiben von Bewerbungen ebenso vorkommt wie Daddelpausen und Sport. Nehmen Sie sich immer wieder ein bisschen Zeit für den Stolz auf die gelungene Selbstorganisation, das ist ganz ganz wichtig als Futter für das Selbstwertsparschwein und gegen den Bewerbungsfrust.

 

Bewerbungsfrust-Tipp 1: Klare Zielsetzung

Auf alles zu schießen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, ist keine gute Bewerbungsstrategie – das ist blindwütiger Aktionismus und hat wenig Chancen auf Erfolg. Mal schnell eine Bewerbung raushauen, die Anschrift im Standard-Anschreiben geändert, den CV dazugepackt – das reicht nicht für den Traumjob. Einfach nur viel hilft bei der Jobsuche ganz wenig. Also steht Klarheit über die eigenen Karriereziele ganz am Anfang der Planung des Berufsweges.

Wer genau weiß, was er werden will, selektiert von ganz alleine. Wem das noch nicht so klar ist, dem hilft Aufschreiben. Das darf für den Anfang ruhig das Zielgehalt, das Traumauto, die Traumwohnung sein. Wenn ich einen Porsche fahren will, mir eine siebenköpfige Familie wünsche: was sind die Voraussetzungen, damit das klappt? Wie komme ich dahin, was ist als nächstes dran? So kommt man der Sache näher. Oder: was mache ich am liebsten, was geht gar nicht? Was kann ich gut, wo bin ich eine Niete? Mit offenen Augen träumen hilft manchmal, den eigenen Wünschen auf die Spur zu kommen. Freunde fragen auch. Kann gut sein, dass die Antwort auf diese Frage ein paar Wochen zum Reifen braucht. Das darf sie. Dranbleiben ist wichtig, notfalls wandert der Punkt in den Bewerbungs-Tagesplan. Für die ganz harten Fälle helfen Coaches. Das kostet zwar Geld, aber manchmal hilft genau das. Für den Anfang tun es aber vielleicht schon ein paar Denkanstöße.

 

Bewerbungsfrust-Tipp 2: Lebenslauf der Bewerbung anpassen 

Den one-fits-all-CV gibt es nicht. Das gilt, obwohl der Lebenslauf immer den einen, immer denselben Menschen beschreibt: mich. Aber er muss vor allem als Antwort auf eine immer wieder neue Frage taugen: auf die der Stellenbeschreibung. Das mag trivial klingen, ist es aber nicht: je nach der Beschaffenheit des ausgeschriebenen Jobs, müssen andere Akzente gesetzt werden.

Ganz wichtig: Lebensläufe werden nicht wie Bücher gelesen, sondern eher wie Werbeanzeigen. Sie müssen den Leser in den ersten paar Sekunden fesseln. Sonst ist die berühmte Chance auf den ersten Eindruck gleich wieder verflogen. Damit der sitzt, müssen Schlüsselbegriffe aus dem Jobinserat aufgegriffen und mit dem eigenen Lebenslauf so verbunden werden, dass der Leser hängenbleibt – am besten an einer gut gestalteten CV-Titelseite. Gut gestaltet ist sie, wenn sie für den Leser wie ein Appetithäppchen wirkt: unten angekommen, will er mehr. Vom Lesen des Jobinserats bis zu fertigem CV und Anschreiben vergehen schnell mal ein, zwei (Bewerbungs-Arbeits-)Tage voller Kleinarbeit. Wer dazu mehr wissen will, findet in unserem Blog Tipps zur Gestaltung  eines Blabla-freien Anschreibens einer wirkungsvollen Lebenslauf-Titelseite.

 

Bewerbungsfrust-Tipp 3: Klug recherchieren

Jobportale sind prima, aber nur die Spitze des Arbeitsmarkt-Eisbergs. Wer einen Traumarbeitgeber hat, dort aber bereits im Rennen ist oder sogar abgelehnt wurde, könnte sich bei dessen Wettbewerbern umschauen. Es müssen nicht immer nur die großen Namen sein. Rund 90 % aller Unternehmen in Deutschland werden dem Mittelstand zugerechnet, haben mit 300 bis 500 Mitarbeitern eine gute Größe und oft überdurchschnittlich gute Startchancen für Absolventen. Mit ein bisschen Internet-Recherche lässt sich ohne viel Aufwand der Arbeitsmarkt erschließen, in dem sich ein gezieltes Bewerben lohnt. Für die Jobrecherche im Internet werden übrigens auch Kurse angeboten.

 

Bewerbungsfrust-Tipp 4: Schlüsselwörter setzen

Keywords sind der Schlüssel zum Gefundenwerden. In der eigenen Präsenz in Karrierenetzwerken und im Lebenslauf helfen sie auf mehrere Weisen. Zum einen benutzen viele Unternehmen Software, die vermeintlich unpassende Bewerbungen anhand von fehlenden Schlüsselwörtern automatisch herausfiltern. Krass gesagt: ohne passende Schlüsselwörter hat eine Bewerbung nur geringe Chancen, überhaupt von einem Paar menschlicher Augen gelesen zu werden. Das mag vielleicht sogar ein Grund für die vielen unbeantworteten Bewerbungsschreiben sein.

Ebenso suchen Headhunter in Karrierenetzwerken und auf Jobportalen mit für Branche und Berufsbild typischen Schlüsselwörtern nach passenden Kandidaten. Mit Schlüsselwörtern wie Motivation, Belastbarkeit oder der Suche nach Herausforderungen erreicht man schlicht nichts. Gute Schlüsselwörter beschreiben Ihre Kompetenzen so, dass Sie sich deutlich aus der Vielzahl möglicher Bewerber abheben.

Bewerbungsfrust-Tipp 5: Netzwerken

Unter Freunden wird offen über die Arbeit geredet. Ungeschminkt wird über Gutes und Schlechtes, über Chefs und Kollegen geplaudert. Gut zuhören hilft, gute Arbeitgeber von weniger guten zu unterscheiden – unter Freunden, aber auch mal im Biergarten. Wer zudem die eigenen Freunde wissen lässt, dass er/sie auf Jobsuche ist, kommt manchmal schneller an eine Job als man glaubt. Aber auch der Ausbau des Netzwerks in neue Richtungen kann schnell zum Erfolg führen: Aktives Mitmitschen in Fachgruppen bei Xing und LinkedIn und in berufstypischen Foren ist eine gute Gelegenheit, die eigenen Fachkompetenz ins richtige Licht zu setzen. Wer sich umhört, wird schnell erfahren, wir wirksam der zwischenmenschliche Kontakt bei der Jobsuche ist. In Karrierenetzwerken Kontakte zu interessanten Arbeitgebern zu knüpfen und sich an diese heranzutasten, ist deren Sinn und Zweck – wenn auch nicht der einzige. Ganz am Anfang dieses Netzwerks steht ein aussagekräftiges Profil. Wer sich schlaumachen möchte, wie das funktioniert: Es gibt ein paar  kleine, aber gut geschriebene Ratgeber für LinkedIn und Xing, die Tipps speziell für die Jobsuche geben. 

 

Bewerbungsfrust-Tipp 6: Vorbereiten statt Stehgreif

13mal eine erstes Gespräch mit der HR-Abteilung geführt, aber nur ein einziges persönliches Interview – da läuft etwas verkehrt! Gute Vorbereitung ist alles und meistens hapert es genau dort. Am besten ist es, bei der Terminvereinbarung auf ein wenig Zeit zur Vorbereitung zu achten statt einem spontanen Interview zuzustimmen – selbst dann, wenn man gerade Zeit hat. Was macht die Firma? Was ist ihr wichtig? Was sind die Schlüsselbegriffe im Jobprofil und im Unternehmensleitbild? All das muss analysiert und bedacht werden. Ein Zettel mit den wichtigsten Stichpunkten dient als Spickzettel während des Telefonats. Beim Skype-Interview gibt es noch ein paar zusätzliche Dinge zu bedenken.

 

Bewerbungsfrust-Tipp 7: Die eigene Wirkung analysieren

Eine frohe Botschaft vorneweg: Aalglatte Alleskönner haben keinen Charme. Menschen wollen mit Menschen arbeiten, nicht mit Fachlexika. So trivial das klingt: wer als Mensch rüberkommt, wer Freundlichkeit und Offenheit ausstrahlt, hat gute Karten, als passabler Kollege durchzugehen. Bei all dem Stress rund ums Bewerben ist das leichter gesagt als getan. Aber wenn der Job wirklich passt wie eine zweite Haut und nicht wie ein hochfunktionaler (T)raum(job)anzug, dann geht das fast von alleine. Wenn der Stress immer wieder fast die Seele auffrisst, hilft die Interview-Notfall-Übung: hinsetzen, Spickzettel rausziehen, konzentrieren und nachlesen: was kann ich gut? Was mögen andere Menschen an mir? Nach einigen Anwendungen wird der Spickzettel überflüssig. Dann nur noch hinsetzen und aufs Thema konzentrieren. Das beruhigt. Wenn dann die Tür aufgeht, geht man gelassener ins Interview.

 

Bewerbungsfrust-Tipp 8: Beharrlichkeit

Rückschläge, fehlende Erfolge entmutigen. Davon gibt es bei der Jobsuche genug. Ist einmal ein Job gefunden, ist das alles schnell wieder vergessen. Bis dahin wird jeder kleine Stein im Schuh zur tonnenschweren Last. Es ist nicht leicht, sich bei Rückschlägen immer wieder zum fröhlichen Weitermachen zu ermuntern. Gut, wer aus Misserfolgen lernen kann: was fand ich selbst an mir nicht so gut? Wo hätte ich überzeugender sein können? Habe ich mich genug vorbereitet oder war der Mut zur Lücke doch nur Risiko? Jede nicht erfolgreiche Bewerbung kann man zum eigenen Nutzen ummünzen, auch wenn es manchmal weh tut. Schließlich ist es viel leichter, sich selbst zu ändern als darauf zu warten, dass die Menschheit sich den eigenen Vorstellungen anpasst.

So schön das vielleicht auch sein könnte.

 

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